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Bei den Boxern der SG Dietzenbach steht Gewaltprävention im Vordergrund

Freitag, 16. Oktober 2020, Offenbach Post / Dietzenbach
(Von Joshua Bär)

Die Sportgemeinschaft (SG) Dietzenbach feiert in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag. Am 4. November 1945 wurde die Gründung im „Neuen Löwen“ an der Rathenaustraße besiegelt. In loser Reihenfolge stellen wir zu diesem Anlass die sieben Abteilungen des 960 Mitglieder zählenden Vereins vor, erinnern an sportliche Erfolge und blicken auf künftige Pläne.

Dietzenbach – Sie ist das jüngste Mitglied in der Sportgemeinschaft: Die Boxabteilung. Obwohl das von der Stadt initiierte „Boxprojekt“ bereits seit 2008 junge Menschen von dem Kampfsport begeistert, gründet sich erst 2014 eine eigene Leistungsabteilung bei der SG.

Nach Ausschreitungen von Dietzenbacher Jugendlichen beschließt die Stadtverordnetenversammlung 2008, etwas gegen die zunehmende Gewaltbereitschaft zu unternehmen. Gemeinsam mit dem Offenbacher Boxclub Nordend initiiert sie ein „Boxprojekt“ dass den Heranwachsenden ein Leben ohne Gewalt und Drogen vermitteln soll. Als Trainingsort dient ab 2009 eine Halle in der Max-Planck-Straße.

Hakan Yilmaz, seit diesem Jahr Abteilungsleiter, kommt in dieser Zeit durch seine Freunde zum Boxprojekt. „Sie hatten immer öfter keine Zeit“, berichtet er, „da wollte ich wissen, was sie so machen.“ Schnell verinnerlicht er, worauf es beim Boxen ankommt, entwickelt sich zu einem ernsthaften Wettkämpfer. 2012 wird er Hessenmeister in der Gewichtsklasse bis 69 Kilogramm. Als die Stadt das Projekt 2014 an die Sportgemeinschaft übertragt, entscheidet sich Yilmaz zunächst gegen einen Vereinswechsel: „Das Training in Offenbach war einfach besser.“ Erst 2016 kehrt er ab und zu in die Dietzenbacher Boxhalle zurück, wird 2018 dann Honorartrainer bei der SG.

Seinen Schützlingen bringt Yilmaz nicht nur Respekt und Disziplin bei, auch ihre schulischen Leistungen will er verbessern. Durch seine eigene Zeit beim Boxprojekt und dank der Zusammenarbeit mit dessen heutigen Leiter und Streetworker Hossein Mehranfard wisse Yilmaz, dass dafür ein familiäres Umfeld, klare Vorschriften aber auch Verbote nötig sind. „Wer sich nicht an die Regeln hält, darf eine Zeit lang nicht ins Training kommen“, sagt der Abteilungsleiter. Für seine Schützlinge sei das die schlimmste Strafe, denn „ins Training kommen alle gerne“. Probleme gebe es mit den Heranwachsenden aber nur selten, versichert er, denn durch die intensiven Einheiten hätten danach viele Jugendliche gar nicht mehr die Kraft, sich außerhalb der Halle zu verausgaben.

Auch wenn die Gewaltprävention weiterhin in Vordergrund stehe, nehme der Verein natürlich auch an Wettkämpfen teil, betont der ehemalige Leiter Hans-Jürgen Daum. 2015 steigt mit Andrei Corfariu erstmals ein jugendlicher Boxer der Sportgemeinde in den Ring. Bis heute konnten deren Sportler bei elf Hessenmeisterschaften triumphieren, zuletzt holte Dijon Hassani 2018 diesen Titel bei den Schülern. Hassanis Erfolg wird aber der vorerst letzte bleiben: Wegen der Corona-Pandemie hat sich der Verein entschieden, zunächst nicht mehr an Wettkämpfen teilzunehmen.

Trainiert wird jedoch weiterhin – allerdings unter strengen Hygienevorschriften. Neueinsteiger zwischen acht und 21 Jahren treffen sich montags ab 16 Uhr, für Fortgeschrittene beginnt das Training um 18 Uhr. Mädchen boxen mit ihrer Trainerin Chaymae Elbaghdadi immer freitags ab 14 Uhr und sonntags ab 12 Uhr.

Wer nicht am Wettkampfsport interessiert ist, sich mit Boxen aber in Form bringen möchte, für den gibt es das „Fitboxen“, montags und mittwochs ab 19 Uhr. Alle Kurse finden in der Boxhalle der Sportgemeinschaft (Max-Planck-Straße 9) statt.

https://www.op-online.de/region/dietzenbach/vom-projekt-zur-eigenen-abteilung-90070843.html

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